Freizeit 2024 - 6c Rodenäs 10.05.2024

 

10.05.2024 Tag 5 Rodenäs / Rantum

Der Nieselpiesel von gestern Abend setzt sich heute leider nahezu über den gesamten Tag fort. Fast könnte man denken, es ist ungemütlich.

Als ich heute Morgen aus dem Fenster schaue, steht der Herr Stockenterich auf der gegenüberliegenden Seite der Straße und scheint seine Frau zu rufen. Ich hatte ihn schon auf dem Feld bemerkt, da er da so völlig still und scheinbar unsinnig stand. Als er dann am Straßenrand anfing zu schnattern, war klar, dass er seine Frau vermisste. Ich wartete eine ganze Weile, weil ich sehen wollte, was er nun macht – da er sich aber nicht weiterbewegte, bin ich dann doch los.

Am Bahnhof Klanxbüll ist heute zum ersten Mal der Parkplatz komplett voll – ich fahre auf einen anderen Parkplatz in ca. 350 Metern. Auf dem Rückweg sehe ich sogar noch einen dritten Parkplatz. Das macht sehr eindrucksvoll deutlich, was sich hier im Sommer abspielt. Da wird es schon eine Strapaze, bevor man überhaupt auf dem kleinen Bahnhof steht.

Ebenso ist es eine Strapaze, wenn man nicht genug kleine Scheine oder überhaupt Kleingeld bei sich hat. Seit Tagen versuche ich einen 50iger zu wechseln – das ist gar nicht so einfach. Im Bahnhof KLanxbüll kaufe ich mir nun direkt am Schalter die Tickets und bin froh, damit den 50iger unter die Leute zu bringen. Die Freude ist einseitig, denn die Verkäuferin, kann mir kaum mein Wechselgeld herausgeben. Bei meinem nächsten Urlaub hier, muss ich das unbedingt berücksichtigen.

Paul ist gut abgestellt, Fahrkarte ist gekauft, ich stehe auf dem Bahnsteig – nun muss nur noch die Bahn kommen. Heute kommt sie 10 Minuten später – das ist schlechter als 5 Minuten, aber doch immer noch besser als gar nicht.

Mein Ziel für heute ist Das Rantum Becken. Es wird als Vogelparadies auf Sylt beschrieben. Mein schlaues Buch sagte, dass es sinnvoll sei den Bus bei Dikjen Deel zu verlassen. Das tat ich auch und fand dann allerdings keine weitere zielführende Ausschilderung. Ich lief die Straße sowohl in doe eine, als auch in die andere Richtung. Da in meinem schlauen Buch auch steht, dass der Weg um Rantumbecken ca. 16 km lang ist, bin ich natürlich etwas gestresst, wenn ich schon die ersten 5 Kilometer ablaufe, bevor ich überhaupt eine Richtung habe. Meine Rettung ist ein Mann, der mit seinem Hund spazieren geht. Der sagt, ich müsse den Weg zur Kläranlage nehmen – dahinter würde der Weg zum Rantumbecken abgehen.  Er hatte recht – aber ich bin wirklich mega erschrocken über diese riesige Kläranlage und Müllbeseitigung. Das hat sogar nichts mit Naturschutz und Vogelparadies zutun. Vielleicht noch für die Möwen, weil die in dem ganzen Dreck nach Futter suchen. Man braucht eine ganze Weile um an diesem stinkenden Gelände vorbei zu kommen. Zunächst laufe ich über den Deich entlang an Hecken und Büschen, in denen ich einige Vögel höre, die wenigsten aber sehe. Damit will ich mich heute aber nicht so aufhalten, dann schaffe ich den Weg um das Rantumbecken nicht. Es braucht nicht lange, da kommen mir etliche Fahrradfahrer entgegen und kurz darauf, wird mir klar warum die Gegend plötzlich so lebhaft wird. En großer Campingplatz: Ein Wohnmobil größer, als das andere dicht an dicht – ich finde das echt furchtbar!

Kurz hinter dem Campingplatz kommen Reihenhäuser in verschiedenen Farben, die man wohl als Ferienwohnung mieten kann. Es sieht ein Haus, wie das andere aus und wenn sie nicht unterschiedliche Farben hätten, würde kein Mensch seine Wohnung wiederfinden. Selbst das Mobiliar auf dem kleinen Balkon muss es im Angebot gegeben haben. Das ist genauso furchtbar wie der Campingplatz.

 Damit aber nicht genug – es folgt eine Jugendherberge und ein Schullandheim – keine Ahnung, was sie da noch hingebaut haben, um möglichst viele Menschen auf möglichst wenig Raum zu verteilen. Ich möchte dort im Sommer keinen Urlaub geschenkt bekommen!!!!

Und wohl bemerkt, wir befinden uns immer noch im Vogelparadies - Wie kann man so geschmacklos und ohne jegliche Atmosphäre einen Ferienort aus dem Boden stampfen und den Ort Rantum vollkommen verschandeln! Aber man ist ja auf Sylt und wenn man von seinen Urlaubsplänen Zuhause berichtet, wird jeder ganz neidisch – dafür gibt es wirklich keinen Grund!

Ich breche meinen Rundweg um das Rantumbecken ab – vielleicht kann man so etwas mal für März/ April planen - wenn es dort nicht so voll ist, der Vogelzug aber begonnen hat. Allerdings würde ich nicht mehr ab Dikjen – Deel  loslaufen.

Tatsächlich finde ich einen kleinen Weg, etwas abseits. Es ist wie immer, kaum dass ich mich in eine andere Richtung bewege, meinen die Menschen, dass sie da auch hinmüssen. Beim ersten Gang rettet mich, die Tatsache, dass der Weg recht steinig ist und das man ihn gut überschauen kann. Ich denke, dass man sich eher gefragt hat, was ich denn daran so attraktiv finde.

Beim zweiten Weg, geht das gleiche Spiel von vorne los. Ich höre die Tür quietsche, drehe mich um und sehe „Mutti“ mit ihrem Täschchen am Arm und ihren Gatten hinter mir herkommen. Ich weiß, wie matschig den Boden ist und ich bin recht zuversichtlich, dass „Mutti“ mit ihrem Gatten nicht weit kommen wird. Und so ist es auch - ich kann endlich ein wenig Ruhe tanken und freue mich riesig über den kleinen Trupp Löffler.

Von dort laufe ich rüber zu Alt-Rantum, weil ich denke, dass dort irgendwo, dass Kasernengelände gewesen sein muss. Es braucht einige Anläufe bis ich es finde und ich bin sehr erstaunt, dass man die Kasernen nicht platt gemacht hat. Sie sind nicht unbedingt eine Schönheit, aber wahrscheinlich kostengünstig.

Die gute Frau Schubert, die hier mit konsequenter Hand regierte, wird wohl kaum noch leben. Sie war damals schon so um die 60ig. Aber sie war nicht verheiratet und hatte es sich verbeten mit Frau angesprochen zu werden. Sie sei ein Fräulein - wahrscheinlich hatte sie nicht alle Tassen im Schrank. Heute finden dort wohl keine Kinderverschickungen mehr statt – heute ist es eher etwas in Richtung Mutter /Kind Kur. Aber es muss auch etwas für ältere Männer und Frauen sein, denn die habe ich dort laufen sehen.

Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, noch zum Strand rüber zu gehen – als ich aber sah, dass sie dort eine steile Treppe hingebaut haben, verließ mich der Mut. Ich war nun schon ca. 18 Kilometer gelaufen und entschied mich dann doch dafür mir dem Bus nach Westerland zurück zu fahren. Den Strandbesuch hole ich nach!

Während ich an der Bushaltestelle stand – ich hatte meiner Ansicht nach, noch etwas Zeit – holte ich mein Brot aus der Tasche. Die Planung war, danach die Geldbörse zu suchen, da ich ja noch das Ticket nach Westerland zurückbezahlen musste. Aber ich hatte gerade vom Brot abgebissen, da stand er vor mir. Ich bin erstmal eingestiegen - musste dann aber irgendwie schnell das Brot verstauen und das Geld heraussuchen. Der Busfahrer machte schon leint einen stressigen Eindruck und ich dachte, es würde vielleicht etwas kommunikativer werden, wenn ich ihm schmal verrate, das ich nach Westerland möchte. Nun hatte ich beim Busfahrer völlig verschissen, er schaute mich an, nach dem Motto: Lesen kann die also auch nicht! Ich war in den Bus Richtung Hörnum eingestiegen.

Aber es kam, wie es kommen musste: Ich fand den Bus in Richtung Westerland!

In Westerland bin ich dann die Wilhelmstraße bis zum Strand runtergelaufen und habe festgestellt, dass sie mir noch immer nicht gefällt.  Auch hier ist keine Atmosphäre und Gemütlichkeit zu spüren.

Ich bin froh, als ich im Zug Richtung Klanxbüll sitze – der Zug hatte nur 20ig Minuten Verspätung. Es ist mir kalt und uselig.

 

In Rodenäs angekommen, schaue ich natürlich sofort nach dem Entenpaar. Es ist nicht zu sehen. Ach, dass ist schade. Ich bin aber sehr sicher, dass Frau Ente nicht überfahren wurde. Vielleicht haben sie sich später doch wieder getroffen und sitzen in einem anderen kleinen Bächlein. Denn heute als ich nach ihnen schaue, bemerke ich das das Wasser anfängt moderich zu riechen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass darin noch eine Ente schwimmen mag. Warum Her Ente aber den Abflug seiner Gattin nicht mitbekommen hat, werde ich wohl nicht erfahren…

 

Schilfrohrsänger