Freizeit 2024 - Nordfriesland 27.05 - 14.06.2024

 

27.05.2024 – Rodenäs 2/ Tag 1

Heute nun starte ich eine zweite Runde an die Küste Nordfrieslands.  Mein Ziel ist Rodenäs – kurz vor der dänischen Grenze.

Bislang musste ich mich immer entscheiden, welche Zeit ich für die Vogelbeobachtung und Fotografie verwenden möchte. Entweder war es der April – dann fehlte der gesamte Monat Mai oder ich fuhr im Mai und dann fehlte der April.  Die ständigen Diskussionen im Kollegenkreis, wer denn schon gebucht hatte und deshalb unbedingt Urlaub haben muss – habe ich in schrecklicher Erinnerung.  Und da es in große Mode gekommen ist, keine Vollzeitstellen mehr zu besetzen, ist aus einem eigentlich überschaubaren Team, mit der Zeit ein großes Team geworden und die Urlaubsplanung jedes Jahr ein Kampf.  Und egal, wie letztlich alles gekommen ist, immer musste ich irgendwie mittendrin abbrechen – mein Urlaub war zu Ende. Ich diesem Jahr nun, bin ich auf keinen Urlaub mehr angewiesen und ich genieße es sehr, einfach planen zu können – so wie ich denke, dass es passen könnte. Einfach herrlich und kaum zu beschreiben!

Und so kommt es, dass ich heute ein zweites Mal hier an der Nordseeküste vorbeischaue und mega neugierig bin, was sich inzwischen getan hat.

Sehr neugierig bin ich zu erfahren, wie es mit dem Zwergtauchern im Katinger Watt weiter gegangen ist – ob sie wohl schon ihre Küken bekommen haben. Ich hate ja ausgerechnet, dass sie am 1. Mai angefangen haben zu brüten. Wenn der Zeitpunkt richtig festgelegt ist, dann schlüpfen die Jungen so um den 24/25. Mai.

Ich starte also wieder recht früh, sodass ich bereist um 6:30 am Elbtunnel bin. Dieses Mal hilft mir das frühe Aufstehen nicht so sehr, denn ich brauche mindestens 1 Stunde, bis ich durch die Röhre durch bin.

Das Wetter ist ehr durchwachsen – es regnet sogar ein paar Tropfen. Am Abend – als ich in Rodenäs eintreffe, hatte ich rückblickend einen wunderbaren Sonnentag hinter mir und konnte in meiner kurzärmligen Bluse den Tag bestreiten. Ich glaube, hier oben in Nordfriesland quält sich der Morgen häufig in den Tag. Man denkt zunächst, dass das wohl nichts wird und irgendwann im laufe des Tages bricht der Himmel auf und gibt alles!

Ich fahre zunächst in den Meldorfer Speicherkoog - bis auf das Brutfloss für die Seeschwalben, gibt es hier aber nichts zu sehen. Später treffe ich einen Mann der in Meldorf lebt und der richtig abgefressen von der Situation im Speicherkoog ist. Er vermisst die vielen Haubentaucher, die es mal gab und macht die Kormorane verantwortlich. Seiner Meinung nach, gäbe es im Speicherkoog mindestens 300 Kormorane, die da munter den Teich leer fressen. Also, ich bin verwundert – habe bislang maximal einen Kormoran schwimmen sehen.  Aber so ist das – er möchte die Kormorane reguliert wissen – andere möchte die Dachse, Marder, Marderhunde und Füchse minimieren. Keinem ist irgendwas recht. Ich finde das schwierig, obgleich mir natürlich auch auffällt, dass die Artenvielfalt in den einzelnen Gebieten abgenommen hat. Wenn man nun - wie ich - die Möglichkeit hat, längere Zeit zu bleiben und sich in den unterschiedlichsten Gebieten aufhalten kann, dann sieht man tatsächlich auch heute noch jede Menge Vögel.

Aber ich finde, dass viel zu viel von „nicht passen“ die Rede ist: Angefangen beim Wolf, über den Luchs im Bayrischen Wald, Dachse etc. Nutria, die Nilgänse bis hin zu etlichen Vögeln, wo ich immer wieder auf Menschen treffe, die mir erzählen, dass die Vogelgrippe ein Segen sei.  Der Meldorfer sagt, die Kormorane hätten keine Feinde und könnten sich immens ausbreiten. Er würde es begrüßen, wenn jedes Tier mindestens einen Feind hätte, damit sich jedes Tier regulieren lässt. Also, was mit Sicherheit nicht stimmt, ist seine Annahme, das der Kormoran keine Feinde hat. Es ist noch gar nicht lange her, dass er bejagt wurde und kurz vor dem Aussterben war.

Erfreulich war, dass meine Rechnung zu den Zwergtaucher im Katinger Watt passte. Es brauchte eine Weile, bis ich sie sah. 4 Küken – man habe ich mich gefreut. Viele Bilder gemacht, damit ich das Schönste heraussuchen kann.

Während ich mit den Zwergtauchern beschäftigt war, kam Mutter Knäkente doch tatsächlich mit 10 Küken angeschwommen. Später sah ich noch eine zweite Knäkente, die mit 7 Küken unterwegs war. Was für ein schönes Erlebnis.

Und so ging es den Tag eigentlich weiter. In der Husumer Bucht traf ich einen Kiebitzregenpfeifer.  Überhaupt hat es mir hier in Schobüll gut gefallen – aber es ist viel Tourismus.

Der größte unfassbar tolle Augenblick war dann später im Beltringharder Koog, als ich die Küken vom Haubentaucher sah. Ich hätte vor Freude hüpfen und springen können. Immer habe ich mir gewünscht, sie einmal zu sehen und heute war es so weit. Eigentlich hatte ich schon Gas gegeben, weil ich nun doch endlich mal in (Rodenäs) ankommen wollte. Aber da nahm ich aus dem Augenwinkel diese kleinen Puschel wahr und fragte mich, was denn das war. Also raus aus dem Auto und dann war die Freude groß.

Ich habe mich auch über die beiden Küken von der Löffelente sehr gefreut – unsere Begegnung war nur leider recht kurz, weil sie mir einfach wegschwammen – aber egal, ich habe die Küken von der Löffelente gesehen und freue mich riesig.  Ich wusste, dass es immer mal wieder vorkommt, dass diese Enten hier bei uns brüten – aber bislang habe ich weder die Küken der Knäkente noch die Küken der Löffelenten gesehen.

 

Was für ein grandioser Tag!!!!

 

 

Auf dem Brutfloß im Speicherkoog ist reges Treiben - manche Lachmöwen, haben schon ihre kleinen Küken neben sich sitzen, die meißten Flussseeschwalbe sind noch am Brüten und dann gibt es noch die, die noch Brautgeschenke verteilen.

Aber sie haben auch noch  Zeit. Es heißt, dass sich Flussseeschwalben zwischen Mai und August paaren - dass sie 2-3 Eier legen und diese für etwa 22 Tage schön warm halten. Die Nestlingsdauer beträgt 23 - 27 Tage, wenn alles gut geht.

 Im Odinsloch gibt es zwei weitere Brutflösse, die von Lachmöwen, von Seeschwalben, gerne aber auch mal von Säbelschnäblern angenommen werden. Es ist aber sehr weit weg - selbst mit meinem Fernglas, kann ich dort nur bei schönem Wetter etwas sehen.

 

Irgendwo am Odinsloch ist mir auch diese Lachmöwe begegnet - ich erinnere ihren genauen Standort leider nicht mehr. Es sieht so aus, als wollte sie hier brüten - auf dem Boden liegen die herbei geschafften Halme bereits ... leider habe ich diese Aktion nicht weiter verfolgt. Schade - ist mir einfach unten durch gegangen ...

 

Angekommen am Eidersperrwerk

Am Eidersperrwerk sind schon viele der Lachmöwenküken da - es ist für mich immer wieder ein besonderer Ohrenschmaus  dieses Gekreische aus der Luft von den Lachmöwen und den Seeschwalben zu hören und ihr reges Familienleben mitverfolgen zu dürfen. Da fliegen so manches Mal die Fetzen - es ist witzig mitanzusehen, dass selbst die kleinen Küken, zwar noch nicht sicher auf ihren Beinen stehen, aber ordentlich mit zetern und sich ereifern, wenn es rings herum laut wird. Schließlich, gibt es ja immer einen Grund ...

 

 

Auf diesem Bild kann man so sehr gut sehen, wie die Lachmöwe, ihr Futter für die Küken im Hals hat.  Der Jungvogel stupst wiederholt gegen den Schnabel des Altvogels und stößt spezielle Bettellaute aus.  Mama oder Papa Lachmöwe würgt dadurch  das Futter  hervor und kann dann  die Brocken mit dem Schnabel den Jungvögeln vorhalten.

Bei besonderen Köstlichkeiten scheint der Altvogel es sich mit dem Füttern manchmal noch zu überlegen - da kann es durchaus passieren, dass das Küken zwar den Schnabel weit aufreisst, der Altvogel sich aber dann doch entscheidet, den Leckerbissen alleine zu fressen.

 

 

 

Das obige Bild zeigt eine Lachmöwe, die zwar schon etwas älter, aber dennoch noch nicht flugfähig ist. Sie rannte außerhalb ihres Reviers zwischen den Beinen der Touris herum und fand offensichtlich nicht mehr zurück. Es stellte sich mir die Frage, wie sie überhaupt dort hin gekommen war. Vielleicht hatte sie gerade erste Flugübungen gemacht und ist dann von einer Windböe mitgerissen worden. Das würde zwar bedeuten, dass ihre Heimat gar nicht soweit entfernt sein kann. Aber es nutzt ja alles nichts - sie müsste allein zurückfinden und das sieht nicht danach aus. Die erste Zeit tauchte noch diese adulte Lachmöve auf und schien sich zu interessieren. Aber sie fanden nicht mehr zusammen und ich vermute, es waren zuviele Menschen unterwegs. Die adulte Lachmöwe hat sich nicht  getraut, in die Füße der Menschen zu fliegen. Und ich weiß auch nicht, wie die Geschichte dann weiter gegangen wäre - schließlich hätte sie mit ihrem Kind nicht wegfliegen können. 

Irgendjemand hat das Lachmöwenkind, dann an einer niedrigen Stelle, gewissermaßen wieder ins Gebiet  geschoben - es rannte auch sofort los.  Es rannte natürlich das nächstliegende Nest an, war dort aber falsch und wurde sehr unfreundlich attacktiert. Ich habe dann weggeschaut und nach einer Weile die neben mir stehenden Leute gefragt, ob sie es getötet haben. Nein , hatten sie wohl nicht - das Lachmöwenkind hatte sich in einen Büschel Gras verstecken können und wir werden nie erfahren, ob es da jemals wieder heraus gefunden hat und wenn ja, wie es weiter gegangen ist. Aber da ja bekanntlich die Hoffnung zuletzt stirbt, ist es nicht völlig unmöglich zu denken, dass sie es geschafft hat...

 

Übrigens kann man ganz gut  an den Bildern sehen, dass das Küken unterhalb des Geländers herum rannte, auf dem die adulte Lachmöwe oben saß ...

Zwischen den vielen Lachmöwen und Seeschwalben brütet sogar ein Austernfischer mittendrin. Er nutzt  wahrscheinlich die Truppe zum Schutz für sein Ei und auch später für die Küken.  Denn der Vorteil dieser großen Kolonie liegt darin, das sich hier kein Vogel  aus der Luft  und auch kein Tier über den Boden hereinschleicht.  Da haben Fuchs und Co keine Chance ...

Neben dem Austernfischer und einigen Lachmöwen brütet eine Flussseeschwalbe ...

 

 

 

 

... und auch die beiden Schwarzkopfmöwen sind inzwischen am Brüten. Auf ihre Küken bin ich mal sehr gespannt ...

 

Die halbstarken Lachmöwenkinder beginnen früh, Lärm zu machen. Das liegt den Lachmöwen wohl im Blut. Da wird alles was nicht hingehört, am Boden oder in der Luft, so gut es geht verscheucht. Manchmal fallen die Lütten dabei auch hin, weil sie mit zuviel Schwung herum kreischen und ihre Beinchen, das Gleichgewicht noch gar nicht halten können...

 

Die Größe der Lachmöwenküken ist sehr unterschiedlich - man findet ganz kleine fast Neugeborene und nebenan Küken, die schon deutlichst als Lachmöwe zu identifizieren sind. Dieses kleine Lachmöwenkind bettelt und man kann sehen, wieviel Futter die Mutter im Hals hat.  Immer wieder putzig finde ich, bei fast allen Küken, dass ihre Körper zwar winzig klein sind - ihre Beine aber schon soweit ausgewachsen, dass sie mit den Großen mithalten können. Die Schwimmflossen des Lütten haben schon seine Endgröße. Wenn man sich nun mal ein Lachmöwenei ansieht, dann fragt man sich ernsthaft, wie diese Füße in das Ei passen. Leider konnte ich noch nie einen Schlupf beobachten...

 

Überall Küken der Lachmöwe - manchmal liegen sie zeitlich sehr weit auseinander ...

 

 

Im Katinger Watt angekommen

 

 Schnatterente ...

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Graugansmutter schaut erstmal sehr genau und konzentriert die Gegend ab, bevor sie ihre Gössel auf die Wiese gehen lässt ...

 

Mein absolutes Highlight gilt dem Augenblick, als ich Regung im Nest der Zwergtaucher sehe - Papa Zwergtaucher kommt mit einem kleinen Fisch für seinen Nachwuchs. Ich freue mich riesig, dass meine Rechnung hinsichtlich ihres Schlupfes richtig gewesen war.  Die Zergtaucher, haben sich für einen Brutplatz unter einer abgeknickten Weide entschieden - es ist ein bisschen weit weg  und auch ein wenig dunkel. Ich muss  an den Fotos basteln, damit man auf ihnen das Geschehen erkennt. Manch anderen "Fotografen" höre ich meckern - "das taugt nichts" - irgendwann bin ich alleine! 

Ich denke, bei den unzähligen (legalen oder auch nicht legalen) Möglichkeiten der Fotografie, müssen die Bilder fast schon kleine Kunstwerke sein - alles darunter taugt eben nichts. Ich habe im Laufe der Zeit mit vielen Menschen gesprochen und habe "verstanden" wie spektakuläre Bilder zustande kommen. Ich freue mich natürlich auch über ein gutes Bild, wenn gleich ich mit herkömmlichen Mitteln fotografiere. 

Die unzähligen Bilder, die ich von der kleinen Zwegtaucherfamilie machen konnte, waren für mich ein großer Spaß - jedes einzelne Bild - jeder einzelne Moment...

 

Der eigentlich doch recht kleine Fisch ist für den kleinen mini eine Herausforderung - Papa muss noch viel helfen, indem er den Fisch wieder zurück nimmt, ihn ordentlich im Wasser tränkt und ihn dann schön nass dem Lütten zum Fressen wieder reicht. Anfangs muss dieser Vorgang mehrmals wiederholt werden.

Übrigens bekommen die kleinen Zwergtaucher anfangs noch ausgerissene kleine Federchen von den Eltern zu füttern. Diese dienen dazu, dass der kleine Magen des Zwergtauchers gut gepolstert ist und die Fischgräten ihn nicht verletzten können ...

 

Erneutes Warten auf Papa's kleine Fische

 

Dieses Bild habe ich extrem aufgehellt, damit die Federfärbung der kleinen Zwergtaucher ein bisschen besser zu sehen ist. Der Mini hat einen roten Schnabel -  sein Federkleid ist eigentlich schon so dunkel, wie das seiner Eltern, aber er hat orangefarbene Streifen und Punkte im Gefieder - seine Unterseite ist weiß.  Das teilen sie bereist von Anfang an mit den Altvögeln oder auch überhaupt mit den Tauchern. Auf der Stirn haben die Minis  einen  roten Punkt, der sich im Laufe der Zeit verwachsen wird - ich vermute, dass  sie  an dieser Stelle im Ei fetsgehalten wurden.

 

Eines der Beiden hat sich wieder ins Gefieder seiner Mama zurück gezogen, es ist bis hoch an Mama Hals geklettert - der andere Mini scheint großen Hunger zu haben - er wartet auf Papa. Hier auf diesem Bild kann man sehen , dass die Schwimmflossen des Kleinen schon vollkommen ausgeprägt sind und er theoretisch schon schwimmen gehen könnte ...

 

 ...als ich das nächste Mal nach ihnen schaue, sind es schon drei kleine Zwergtaucher ...

 

"Mama, wenn Papa jetzt nicht gleich mit Futter für mich kommt, werde ich wohl verhungern"!

 

... das möchte Mama Zwergtaucher auf gar keinen Fall riskieren - sie steht auf  und siehe da, es sind insgesamt 4 Küken - was für eine Freude!

 

und dann traue ich meinen Augen kaum - der kleine Miniquaker  springt ins Wasser  und hält von da schon mal Ausschau nach seinen Eltern - außerdem ist er so der Erste, der sehr wahrscheinlich ein Fischlein bekommt ...

 

Da hat sich der Mini gründlich verschätzt - Papa hat wohl nicht damit gerechnet, dass sein Sprössling im Wasser schwimmt und hat ihn gar nicht bemerkt ...

 

Papa Zwergtaucher auf der Suche nach Futter 

Beim Zwergtaucher sehen die Männchen und Weibchen gleich aus. man kann sie bestenfalls an ihrer Größe auseinanderhalten. Das Männchen ist etwa 30 cm groß und ca. 180 g schwer. Das Weibchen ist etwas kleiner und infolgedessen natürlich auch leichter ...

Ich hätte mir sehr gewünscht, dass die kleine Familie auf dem Rücken der Eltern das Brutfloss verlässt - das haben sie heute nicht getan. Ich könnte mir vorstellen, dass es einfach zu kalt war ...